18.07.25 | Der LWL Ein wichtiger Schritt zur Klimaneutralität
LWL zertifiziert nach und nach Einrichtungen mit dem Umweltmanagementsystem EMAS
Dr. Georg Lunemann, der Direktor des Landschaftsverbandes Westfalen-Lippe.
Bild: LWL/Urban
EMAS
EMAS hilft Organisationen dabei, ihre Umweltbelastungen zu messen, zu steuern und kontinuierlich zu verringern. Es zeigt der Organisation, wie sie Schritt für Schritt umweltfreundlicher wird. Für den LWL bedeutet dies: Alle umweltrelevanten Prozesse - wie Energieverbrauch oder Abfallmanagement - werden erfasst und systematisch verbessert.
Engagement
Der Erfolg basiert vor allem auf der aktiven Beteiligung der Mitarbeitenden. "Umweltschutz kann nur gelingen, wenn alle aktiv mitwirken und die Maßnahmen im Arbeitsalltag mittragen", sagt der Direktor des LWL, Dr. Georg Lunemann. "Die große Bereitschaft aller Beschäftigten, hier kreativ mitwirken zu können, konnten wir bereits bei der Energiekrise feststellen", so Lunemann.
Auch die Unterstützung durch die Führungskräfte spielt eine zentrale Rolle: "Die Unterstützung durch unsere Leitungsebene ist entscheidend, damit EMAS als Instrument kontinuierlicher Verbesserung fest in unseren Strukturen verankert wird", betont Birgit Neyer, Erste Landesrätin und Kämmerin des LWL.
Erfolg in unterschiedlichen LWL-Einrichtungen
Nun hat der Landschaftsverband Westfalen-Lippe (LWL) einen weiteren Schritt in Richtung Klimaneutralität gemacht. Der LWL-Bau- und Liegenschaftsbetrieb sowie das LWL-Museum für Naturkunde in Münster haben mit der EMAS-Erstvalidierung im April 2025 die Weichen gestellt.
Ein weiteres Beispiel ist aktuell die Erstvalidierung des LWL-Jugendhilfezentrums Marl. Hier arbeiten rund 300 Mitarbeitende.
Neyer: "Mit der EMAS-Zertifizierung hat das Jugendhilfezentrum Marl bewiesen, dass es seine Abläufe so gestaltet hat, dass Energie gespart wird, Ressourcen effizient genutzt und Abfälle reduziert werden. Das bedeutet zum Beispiel, dass die Mitarbeitenden bewusst auf energiesparende Beleuchtung und nachhaltige Materialien achten. So wird Umweltschutz im Alltag lebendig und sichtbar."
Neue Wege außerhalb des Klinikbereichs
Damit beschreite der Verband neues Terrain und etabliere das wegweisende Umweltmanagementsystem in Handlungsfeldern außerhalb seines Klinikbereichs, so Neyer. Das Pilotprojekt markiere einen wichtigen Meilenstein auf dem Weg zu einem vorbildlichen Klima- und Ressourcenschutz in den LWL-Einrichtungen.
Klima- und Umweltschutz mit System
Lunemann bilanziert: "Das Ziel ist klar: Der LWL möchte klimaneutral werden. Dafür braucht es mehr als nur einzelne Maßnahmen. EMAS ist ein wichtiger Baustein auf diesem Weg, weil es hilft, die Umweltziele messbar zu machen und die Mitarbeitenden aktiv einzubinden. Das Engagement aller ist entscheidend, damit nachhaltige Veränderungen gelingen."
Der LWL hat damit inzwischen insgesamt zwölf seiner Einrichtungen nach EMAS validiert. Vorreiter waren dabei die LWL-Kliniken Münster und Lengerich, die bereits seit dem Jahr 2000 bzw. seit 2011 "EMAS validiert" sind. Seit dem Jahr 2024 sind dann weitere Standorte hinzugekommen.
Achtung Redaktionen: Zum Thema EMAS bieten wir Ihnen auch das Interview mit Birgit Neyer, Erste Landesrätin und Kämmerin des LWL, an:
Interview
"Erfolge beklatschen statt Zeigefinger erheben"
Wie der LWL systematisch für mehr Nachhaltigkeit sorgt und Ressourcen schont
Interview mit Birgit Neyer, Erste Landesrätin und Kämmerin des Landschaftsverbandes Westfalen-Lippe (LWL)
Frage: Frau Neyer, wie gehen Sie beim Landschaftsverband Westfalen-Lippe (LWL) vor, um die Einrichtungen umweltfreundlicher zu gestalten? Wieso reicht Umweltpapier nicht?
Birgit Neyer: "Umweltpapier ist ein Anfang, aber reicht natürlich nicht aus. Eine umweltfreundliche Verwaltung denkt ganzheitlich.
Frage: Heißt was?
Birgit Neyer: "Es geht darum, den Alltag beim LWL dauerhaft umweltfreundlich zu gestalten. Wir gucken uns alles an - vom Energieverbrauch über Mobilität, Abfallmanagement bis hin zur Beschaffung von Produkten. Erst vor kurzem haben wir unseren ersten LWL-weiten Klimabericht vorgelegt. Wir messen darin mit Indikatoren, wo wir beim Klimaschutz stehen und welche Fortschritte wir machen."
Frage: Aber wie genau bekommen Sie das hin - Klimaschutz?
Birgit Neyer: "Wir setzen Ziele, wir binden die Mitarbeitenden ein, und ja: Wir überprüfen unsere Fortschritte kontinuierlich."
Frage: Öko-Kommissare überall im LWL?
Birgit Neyer: "Nein, das geht heute smarter mit digitaler Technik. Wir führen ein Umweltmanagementsystem in den LWL-Einrichtungen ein. Wir überprüfen jährlich, was wir schon erreicht haben und lenken mit dem Controlling die Aufmerksamkeit auf bestehende Potenziale, um unsere Ziele noch schneller zu erreichen. Wenig erhobener Zeigefinger, öfter mal Erfolge beklatschen."
Frage: Haben Sie Beispiele?
Birgit Neyer: "Wir wissen, dass die größten COâ¿¿-Emissionen beim LWL im Gebäudebereich entstehen. Darum überlegen wir, wie wir beispielsweise die Beleuchtung verändern: neue LED-Leuchten, die etwa 80 Prozent weniger Strom brauchen. Den Invest für die neuen Leuchten haben wir nach wenigen Jahren raus, aber die Lampen halten bis zu 16 Jahre.
Oder wir gucken, wie wir mit Photovoltaik auf unseren Dächern eigenen Strom produzieren können - 2023 waren das rd. 700.000 Kilowattstunden. Das reicht für den Jahresverbrauch von 175 Vier-Personenhaushalten - Tendenz steigend. Dass wir das alles beziffern können, also dass wir auch die wirtschaftlichen Vorteile sehen, das hat die Motivation unter den Mitarbeitenden noch einmal deutlich erhöht."
Frage: Weitere Beispiele?
Birgit Neyer: "Durch Maßnahmen an Gebäuden wie Dämmung und Austausch von Fenstern sparen wir. Aber auch Ungewöhnliches ist möglich und denkbar, wie etwa in der LWL-Klinik Münster der Eigenanbau von Tomaten und Äpfeln für die Zubereitung nachhaltiger Gerichte in der Kantine. Die Maßnahmen variieren je nach Einrichtung - in Museen, Krankenhäusern, Jugendhilfeeinrichtungen oder Verwaltungsgebäuden. Dazu gehören energiesparende Geräte, Vermeidung von Verpackungen oder Dienstfahrräder statt Dienstwagen."
Frage: Warum ist es wichtig, Ziele zu setzen?
Birgit Neyer: "Ziele sind essenziell, weil sie den Fokus schärfen und die Verantwortlichen motivieren, aktiv zu werden. Aber Sie brauchen das ganze Team, das 'Wir'. Durch das gemeinsame Ziel entsteht dann ein Bewusstseinsprozess, bei dem alle an einem Strang ziehen. Das Wissen und die Erfahrung im Team sind wertvolle Ressourcen, die wir nutzen wollen. Wenn wir uns auf ein Ziel einigen, schaffen wir Verantwortlichkeiten und fördern eine nachhaltige Veränderung.
Frage: Umweltschutz und Klimawandel rutschen in Befragungen unter der Bevölkerung als Themen weiter nach unten. Was sagen Sie?
Birgit Neyer: "Wir befinden uns mitten im Klimawandel, mit massiven Temperaturanstiegen und zunehmenden Extremwetterereignissen. Das wirkt sich direkt auf uns Menschen aus und betrifft jeden einzelnen von uns - durch Hitze, Naturkatastrophen und den Verlust von Biodiversität.
Für uns im LWL ist klar: Wir wollen eine lebenswerte Zukunft sichern, in der wir noch Bienen, Insekten und grüne Flächen sehen können. Es geht um nichts weniger als den Erhalt unserer Lebensgrundlagen und die Bewahrung der Schöpfung. Je weniger COâ¿¿ wir emittieren, desto besser ist das für das Klima und die Menschen."
Frage: Aber warum soll der LWL vorangehen?
Birgit Neyer: "Weil wir auch wirtschaftlich mit dem Geld der Steuerzahlerinnen und Steuerzahler umgehen müssen. Für den LWL gilt: Nachhaltiges Handeln ist kein Widerspruch zur Wirtschaftlichkeit, im Gegenteil.
Weniger Energieverbrauch, weniger Abfall und Emissionen helfen, Ressourcen zu schonen, das Klima zu schützen und die Artenvielfalt zu bewahren. Auf lange Sicht sparen wir außerdem bares Geld."
Frage: Erstmal geben Sie Geld aus, zum Beispiel auch für eine Zertifizierung. Wozu brauchen Sie ein Öko-Zertifikat?
Birgit Neyer: "Eine Zertifizierung ist wichtig, weil sie sicherstellt, dass Umweltmaßnahmen systematisch geplant, umgesetzt und überprüft werden, und um regelmäßig nachzuprüfen, dass wir auf dem richtigen Weg sind. Die Zertifizierung schafft auch Transparenz nach außen."
Frage: Machen Sie eine Öko-Olympiade im LWL auf?
Birgit Neyer: "EMAS fördert jedenfalls den positiven Wettbewerb zwischen den Einrichtungen. Durch die jährliche Berichterstattung sehen wir den Fortschritt, dokumentieren unsere Erfolge und identifizieren Potenziale. Das stärkt das Bewusstsein in den Teams und sorgt für eine kontinuierliche Verbesserung.
Aber nicht nur die internen Teams profitieren, auch unsere Besucherinnen und Besucher, Patientinnen und Patienten, Bewohnerinnen und Bewohner, weil unsere Einrichtungen dadurch umweltfreundlicher und sauberer werden. Das sorgt für ein gesünderes Umfeld, bessere Luftqualität und nachhaltige Angebote. Zudem zeigen wir durch nachhaltiges Handeln, dass uns Umwelt und Gesundheit wichtig sind - das schafft Vertrauen und ein gutes Gefühl bei allen, die unsere Einrichtungen nutzen."
Frage: Was kostet die Umstellung und Zertifizierung?
Birgit Neyer: "Natürlich bringen die Umstellung und die Zertifizierung zunächst auch Kosten mit sich, zum Beispiel für externe Begleitung, Schulungen und die Validierung, also Prüfung. Das ist notwendig, um den Prozess systematisch und professionell aufzubauen und durchzuführen. Es ist auch wichtig, Mitarbeitende einzubinden, die aktiv die Umsetzung vor Ort vorantreiben."
Frage: Das lohnt sich?
Birgit Neyer: "Ja, diese Investitionen lohnen sich langfristig: Durch die verbesserten Prozesse, mehr Transparenz und eine kontinuierliche Überprüfung können wir nachhaltige Verbesserungen erzielen. Zudem profitieren wir auch finanziell, weil wir durch effizientere Abläufe, geringeren Energieverbrauch und weniger Materialeinsatz Kosten einsparen. Ein weiterer Vorteil: Die Ideen und Ansätze nutzen nicht nur im LWL, sondern die Mitarbeitenden nehmen die Ideen automatisch mit nach Hause. Meine Vorstellung ist, dass sich die Eltern freuen, wenn die Kinder merken, dass die Familie auch zu Hause etwas für eine gute Zukunft tut.
Birgit Neyer, Erste Landesrätin und Kämmerin des LWL.
Bild: LWL/Urban
Pressekontakt
Thorsten Fechtner, LWL-Pressestelle, Telefon: 0251 591-235
Der LWL im Überblick
Der Landschaftsverband Westfalen-Lippe (LWL) arbeitet als Kommunalverband mit mehr als 20.000 Beschäftigten für die 8,3 Millionen Menschen in der Region. Der LWL betreibt 35 Förderschulen, 20 Krankenhäuser, 18 Museen, zwei Besucherzentren und ist einer der größten Hilfezahler für Menschen mit Behinderung. Er erfüllt damit Aufgaben im sozialen Bereich, in der Behinderten- und Jugendhilfe, in der Psychiatrie und in der Kultur, die sinnvollerweise westfalenweit wahrgenommen werden. Ebenso engagiert er sich für eine inklusive Gesellschaft in allen Lebensbereichen. Die neun kreisfreien Städte und 18 Kreise in Westfalen-Lippe sind die Mitglieder des LWL. Sie tragen und finanzieren den Landschaftsverband, dessen Aufgaben ein Parlament mit 125 Mitgliedern aus den westfälischen Kommunen gestaltet.
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