Transkript anzeigen Abspielen Pausieren

03.06.25 | Psychiatrie Psychiatrie als bunte Tüte

Stationen des LWL-Klinikums Marsberg setzen Leitfaden zur geschlechtlichen Vielfalt um

Martina Grewe (2.v.l.), LWL-Referat für Chancengleichheit und als ständige Vertreterin vor Ort in Marsberg, und Stationsleitung Uta Rogoz (2.v.r.) prüfen den "Leitfaden zur Geschlechtlichen Vielfalt" in der Diskussion mit Pflegekräfte.<br>Bild LWL/Julia Hollwedel

Martina Grewe (2.v.l.), LWL-Referat für Chancengleichheit und als ständige Vertreterin vor Ort in Marsberg, und Stationsleitung Uta Rogoz (2.v.r.) prüfen den "Leitfaden zur Geschlechtlichen Vielfalt" in der Diskussion mit Pflegekräfte.
Bild LWL/Julia Hollwedel
Nutzungsrechte und Download

Marsberg (lwl). Psychiatrien sind ein Spiegel der Gesellschaft. Wie unter einem Brennglas sind auf den Stationen manche Themen bereits im Fokus, bevor sie die breite Öffentlichkeit erreichen. Auch in ländlichen Gegenden. Martina Grewe vom Referat für Chancengleichheit des Landschaftsverbandes Westfalen-Lippe (LWL) und als ständige Vertreterin vor Ort im Klinikum Marsberg, prüft den neuen Leitfaden zur geschlechtlichen Vielfalt des Referats auf Alltagstauglichkeit auf der Station 26/3. Die offene Aufnahmestation behandelt Menschen mit Depressionen, Angststörungen, Psychosen und Erkrankungen aus dem schizophrenen Formenkreis und Persönlichkeitsstörungen.

Stationsleitung Uta Rogoz, seit vier Jahrzehnten im Dienst für das LWL-Klinikum Marsberg, berichtet: "Als Psychiatrie mit einem eher ländlich geprägten Einzugsgebiet haben wir Erfahrung mit Menschen, die sich nicht ihrem biologischen Geschlecht zugehörig fühlen." Ein Moment der Irritation dürfe ruhig sein. "Wir fragen bei Betroffenen konkret nach. Wie möchten Sie angesprochen werden? Welche Pronomen verwenden Sie?" Martina Grewe ergänzt: "Der Leitfaden ist ein gutes Instrument, um bestimmte Begriffe im Glossar nochmal nachzuschlagen. `Cis`, `binär`, `Nicht-binär` haben wir alle schon gehört, aber häufig ist uns die Definition nicht geläufig."

Uta Rogoz berichtet: "Wir hatten einen Mann in Behandlung, der zur Aufnahme in Frauenkleidern erschienen ist und auch mit einem weiblichen Vornamen angesprochen werden wollte. Bei ihm war seine geschlechtliche Identität aufgrund einer Psychose ins Wanken geraten und nur vorübergehender Natur."

Ein souveräner Umgang mit dem Thema, ob nun als Begleiterscheinung einer Psychose oder als Teil der eigenen Identität, baue in jedem Fall Ängste und Unsicherheiten ab. "In beiden Fällen haben es sich die Menschen nicht ausgesucht. Oft haben sie schon einen langen Leidensweg hinter sich. Psychiatrie ist ein Schutzraum, in dem Menschen professionelle Unterstützung und Hilfe bekommen." Dabei sei das ländlich gelegene Marsberg sicher toleranter als der Bundesdurchschnitt. "Stadt und Einrichtungen sind auf dichtem Raum eng miteinander verbunden. Die Stadtgesellschaft ist sehr tolerant und mit Großstädten wie Berlin vergleichbar."

Beide Frauen ziehen Bilanz: "Unsere Patientinnen und Patienten werden immer jünger. Den größten Teil machen heute die 18- bis 25-Jährigen aus. In Zukunft wird geschlechtliche Vielfalt eine größere Rolle im Stationsalltag spielen. Sei es als Patient:in oder auch als Mitarbeitende. Die Hauptsache ist doch, dass eine tolerante Atmosphäre herrscht, in der sich alle wohlfühlen."


Hintergrund Pride Month Juni
Jedes Jahr im Juni wird sexuelle und geschlechtliche Vielfalt gefeiert und gleichzeitig auf Diskriminierung aufmerksam gemacht. Als queere Community oder LGBTQIA+ Community bezeichnen sich Menschen, die nicht der gesellschaftlichen Norm von Geschlecht und Sexualität entsprechen. Weltweit gibt es Paraden, Straßenfeste und andere Veranstaltungen.


Zum Leitfaden: https://www.chancengleichheit.lwl.org/media/filer_public/2c/eb/2ceba658-a0c8-40fe-9b36-4783670560ec/lwl_leitfaden_geschlechtliche_vielfalt_stand_032025.pdf

Pressekontakt

Julia Hollwedel, LWL-Klinikum Marsberg, Telefon 02992 601-1303, julia.hollwedel@lwl.org

presse@lwl.org

Der LWL im Überblick

Der Landschaftsverband Westfalen-Lippe (LWL) arbeitet als Kommunalverband mit mehr als 20.000 Beschäftigten für die 8,3 Millionen Menschen in der Region. Der LWL betreibt 35 Förderschulen, 20 Krankenhäuser, 18 Museen, zwei Besucherzentren und ist einer der größten Hilfezahler für Menschen mit Behinderung. Er erfüllt damit Aufgaben im sozialen Bereich, in der Behinderten- und Jugendhilfe, in der Psychiatrie und in der Kultur, die sinnvollerweise westfalenweit wahrgenommen werden. Ebenso engagiert er sich für eine inklusive Gesellschaft in allen Lebensbereichen. Die neun kreisfreien Städte und 18 Kreise in Westfalen-Lippe sind die Mitglieder des LWL. Sie tragen und finanzieren den Landschaftsverband, dessen Aufgaben ein Parlament mit 125 Mitgliedern aus den westfälischen Kommunen gestaltet.

Zu allen Pressemitteilungen des LWL Zu allen Pressemitteilungen dieser LWL-Einrichtung